Physik Gerganow

Siebzehn und Wir

Wir, das sind elf tolle, zauberhafte, gutaussehende, hochbegabte, wunderbare, sportliche, nette, musikalische, angenehme, fleißige, interessierte, intelligente, traumhafte, einzigartige und vor allem sehr bescheidene MÄNNER, die sich am Mittwoch, den 5.August 1992 um 9:55 Uhr auf ein Experiment einließen, das unser ganzes Leben für immer verändern sollte:

Versuchsbeschreibung (VB):

Man nehme elf unverbrauchte, arglose Schüler, einen die Physik überdurchschnittlich verehrenden Lehrer, einen begeisterungsfähigen Referendar und KEINE Frauen (!) und stecke sie für zwei Jahre in Raum 424.

Beobachtung (B):

Der Verlauf der Stimmungskurven (Abb. 17) zeigt: Allgemein ist ein stetiger Anstieg in den Bereich "angenehm" zu beobachten, in dem sich schnell eine gewisse Konstanz einstellt; pro Halbjahr sind jedoch regelmäßig zwei extreme Tiefpunkte zu erkennen, die wir uns selbst nicht erklären können.

Physik Gerganow

Ergebnis (E):

Vergleicht man die beteiligten Personen zu Anfang und Ende des Versuchs, so lassen sich folgende Veränderungen feststellen:

Physik Gerganow

Es ist nicht leicht vorstellbar, daß angesichts eines doch eher trockenen Stoffpotentials im Fach Physik dieses sich in einem lockeren Unterrichtsstil präsentieren läßt. Dennoch ist an dieser Schule zumindest ein Mann in der Lage, dies zu tun: Boris "Jay Jay" Gerganow. Schade ist allerdings, daß er nicht immer das vermitteln konnte, was er wollte, wobei die Schuld nicht alleine bei ihm liegt, da sich auch der Kurs oftmals durch Unachtsamkeiten selbst den Durchblick verbaute. Andererseits förderte der zu (?) lockere Unterrichtsstil auch nicht gerade die Bereitschaft zur ständigen Aufmerksamkeit. Auffällig war auf jeden Fall, wie die guten Vorsätze des Fleißes und der Lernbereitschaft, die mancher bei der Wahl dieses Kurses gefaßt hatte, bereits in den ersten Monaten nachließen bzw. ganz verschwanden. Hausaufgaben blieben selten und überschritten das Maß von wenigen Zeilen meist nicht. Auch brachte ER es fertig, viele Stunden unvorbereitet aus dem Hut zu zaubern, was den Schüler, während ER sich in Gedanken verlor, welches Thema er jetzt aufgreifen sollte, dazu verleitete, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, die wir aus Platzmangel hier nicht aufzählen können. So gab es sogar - allerdings zum Glück nur wenige - Stunden, die lediglich aus einem fünfminütigen Experiment bestanden, was sich nach den Klausuren teilweise in einem etwas gereizten Unterrichtsklima nachhaltig in Erinnerung brachte. Ebenso führten oftmals mangelnde Übungsaufgaben zur Verärgerung der Kursteilnehmer, da ER der Ansicht war, daß die eigentlichen Klausuraufgaben als Übung völlig ausreichend seien, so daß wir, wäre da nicht unser Referendar gewesen, uns in den Klausuren allein auf unser Glück hätten verlassen müssen: Frank Feuerstack, stets darauf bedacht, uns das Leben im Physik-LK so weit wie möglich zu erleichtern (Dankeschön!). Er war mit dem Ziel an den Unterricht herangegangen, daß alle Schüler den Unterrichtsstoff verstehen müßten; diese Illusionen schienen allerdings nach zwei Unterrichtsbesuchen (UB) schnell verschwunden, was nicht unbedingt seine Schuld war, schließlich wurde ihm das Leben durch mangelnden Lernwillen der Schüler und teilweise fehlende Unterstützung von "Jay Jay" nicht gerade einfach gemacht.

Physik Gerganow

Interessant war vor allem die Zusammenstellung der Klausuraufgaben: So kam es ab und zu mal vor, daß man bei einer Aufgabe das Gefühl nicht los wurde, diese vor wenigen Minuten schon einmal gelöst zu haben - oder auch nicht. Dieses Phänomen ist nicht auf Schizophrenie der Schüler zurückzuführen (hoffentlich), sondern läßt sich dadurch erklären, daß Lehrer und Referendar die Klausurvorbereitung zwar aufteilten, sich aber nicht absprachen. Weiter Fauxpas waren zum Beispiel Aufgaben wie "Beschreiben Sie den durchgeführten Versuch.", wobei Herr Gerganow während der Klausur mit der Mitteilung überraschte, diesen Versuch gar nicht vorführen zu können und ihn deswegen mündlich schildern mußte. Auch steigerten Dialoge wie dieser (während der vierstündigen Klausur!):
Feu (leise): "Sagen sie mal, Herr Gerganow, was kommt denn bei dieser Aufgabe raus?"
Ger (leise): "Keine Ahnung, da bin ich noch nicht."
Feu (laut): "Der hat die selber noch nicht gerechnet!"
unheimlich die Motivation.

Physik Gerganow

Der Knaller war jedoch die erste dreizehner Klausur, die erst am Tag, da sie geschrieben werden sollte, vor der ersten Stunde im Lehrerzimmer innerhalb weniger Minuten aus verschiedenen Physikbüchern wahllos zusammengeschnipselt wurde, und zum einen durch fehlende Überschriften und Numerierungen und zum anderen durch erst während der Klausur durchgeführte Aufgabenstreichungen nicht gerade glänzte. Aber eine verpatzte Klausur war noch kein Grund zur Resignation, da ER nahezu immer faire und verdiente Endnoten gab (kl. Anm. v. J.: Ich finde es nur schade, daß Herr Gerganow zwar zugab, sich bei einer Klausurkorrektur verzählt zu haben, sich aber nicht dazu bringen ließ, dieses bei der Endnote zu berücksichtigen.).

Unser Zusammenleben als Kurs der Leiste Zwei beschränkte sich jedoch nicht auf die wöchentlichen fünf Unterrichtsstunden, sondern fand auch im Rahmen von Aktionen, wie der Erstellung eines LK-T-Shirts, der Besichtigung eines Solarmobils und der Sternenwarte und zweier gemeinsamen italienischen Essens statt.

Zusammenfassend läßt sich sagen: Hinter uns liegen zwei - in jeder Hinsicht - sehr interessante und schöne Jahre, was der Spontanität und dem sympathischen Charakter von Herrn Gerganow, dem unermüdlichen Einsatz von Herrn Feuerstack und dem guten Verhältnis der Schüler untereinander und zu den Lehrkörpern zu verdanken war.

Zum Schluß:

Unser kleines Lexikon der Schlüsselbegriffe des Physik LK's für jedermann verständlich,alphabetisch geordnet.

Claudia:
-> siehe Schiffer (aus Symmetriegründen im LK)
Feuerstein, Herbert:
  1. Chefautor unserer Lieblingssendung "Schmidteinander" (ARD)
  2. Rufname für unseren Referendar; mit diesem Namen unterzeichnete Prämienverträge für UB's sind jedoch ungültig
Geburtstagsfeier:
große, fröhliche, aufwendige Überraschungsveranstaltung zu Ehren des Lehrers, die jedoch stark an Faszination verliert, wenn sie - dank Jochen - 10 Tage zu spät stattfindet
Jay Jay (J. J.):
Synonym für den Vornamen eines jeden Physikers
Korrekturdauer:
unbestimmter Zeitraum von n Tagen zwischen Ab- und Rückgabe einer Ger-Klausur, für den gilt: n>=50
Kuchen suchen:
  1. zwei Wörter, die sich sehr schön aufeinander reimen
  2. beliebtes Gesellschaftsspiel, bei dem der Unterrichtssaal nach von anderen Schülern stehengelassenen Backprodukten durchsucht wird, was im Einzelfall zum Erfolg führt (Danke, Spender!)
Mt. Splashmore (Fährst du mit uns zum...):
NEIN!
Physik-Beatles:
  1. zwei Wörter, die sich überhaupt nicht aufeinander reimen
  2. populäre Gruppe, bestehend aus John Lenard, Paul McFara-day, George Edison und Ringo Bohr, deren öffentliche Versuchsvorführungen in Open-Air-Stadien seltsamerweise nie sehr gut besucht sind
Plätzchen:
von Mike und Jochen mühsam erschaffene Teigprodukte, an denen auch Herrn Gerganows alter Schulfreund "G"fallen findet
Schiffer:
-> siehe Claudia (wenn's klopft, ist sie's bestimmt nicht)
Schmoll:
Ein Schmoll entspricht fast exakt 2,54 Zoll; wurde zur Vereinheitlichung von Meter und Zoll eingeführt.
Sekunde:
das 9.192.631.770fache der Schwingungsdauer der Strahlung, die dem Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes im Nuklid 133Cs entspricht.
Siebzehn (in Zahlen 17):
  1. garantiert NICHT Herrn Gerganows Geburtsdatum.
  2. Die Zahl der Zahlen unseres Physik-LK's. Ihr Geheimnis werden wir für alle Zeiten, oder bis zum Erscheinen einer dreißig-bändigen Abhandlung darüber hüten und bewahren.

Und als Zugabe: die besten

Zitate

aus zwei Jahren Physik LK:

Ger: "Wenigstens ist unser Physik-LK-T-Shirt schöner als DAS Ding (zeigt auf Jens' T-Shirt). Ich meine, nix gegen dich, das hast du wahrscheinlich geschenkt gekriegt. Stimmts?"
Jens: "Nö. Selbst gekauft. Im selben Shop wie das Physik-LK-T-Shirt."
Ger: "Da sieht man mal, wie unterschiedlich die die Leute behandeln."

Ger: "Es gibt auch Wellen größerer Intensität. Woran erkennt man die?"
Jochen: "Da steht ein Surfer oben drauf."

Ger: "Der Trick bei einer Radarkontrolle ist ja, man muß so schnell durchfahren, daß, bis das Foto gemacht ist, man schon wieder durch ist. Oder man baut sich Nummernschilder aus Flüssigkristallen, die, wenn's blitzt, von dem Licht sofort schwarz werden, denn dann kann man die Nummer nicht mehr lesen."
Mike (entgeistert): "Ja aber, das ist doch verboten!"

Ger: "Manche Flüsse sind so schmal, die haben nur ein Ufer."

Ger: "Auch Kinderlosigkeit ist vererbbar."

Jochen Mocek,
Leonard Weil