Mathe Dalicho
Toscana 93
Sleep when I'm dead!
(Unser Bus ist unser Schiff)
- 19.September 1993
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- 20.10 Uhr
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Peter Kloeppel verkündet in der Sendung "RTL Aktuell" eines bekannten Kölner Privatsenders:"Nach langanhaltenden Regenfällen Hochwasser in der Toscana. Zum Sport."
- 23.September
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Erste Evakuierungen an der Mittelmeerküste der Toscana. Keine Wetterbesserung in Sicht (Wo liegt 'Sicht'?).
- 24.September
- Siebzehn Paar Gummistiefel findet reis(s)enden Absatz. (Wir bitten um freundliche Beachtung des obigen Wortspiels: Das Verb "reißen" hat eine andere Bedeutung als das Verb "reisen"; die daraus resultierende Doppeldeutigkeit ist jedoch ausschließlich im Falle der optischen, nicht jedoch im Falle der akustischen Wahrnehmung zu erkennen und ermöglicht so diesen Riesenbrüller.)
- 14.Oktober
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- 20.00 Uhr
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Wir treffen uns vor der Schule.
- 20.09 Uhr
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Jochen Körner trifft uns vor der Schule, hat Geburtstag, einen Kuchen dabei und die (Spendier-)Hosen an.
- 20.20 Uhr
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Mit einem freundlichen "Könnemerjetzbalde-ma?" setzt der Busfahrer unser Gefährt - ein AUSLAUF-modell - in Bewegung.
- 20.22 Uhr
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Der erste Sektkorken verläßt seine Flasche. Vier weitere folgen, nach der letzten kommt keine mehr (Ach!).
- 21.46 Uhr
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In der allgemein guten Stimmung erklingt Heikos zartes Stimmchen und animiert uns dezent zum Mitsingen: "Auf geht's! Sleep when I'm dead! Na los!" - Heiko erntet mitfühlende Blicke und singt alleine.
- 23.01 Uhr
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Besal. (Oh, Tippfehler! Tschuldigung, liebe Basseier Leser.) Also: Bahsel. Die Stimmung steigt, das Niveau fällt, der Fahrer wechselt. Unser Schicksal heißt von jetzt an Erwin.
- 15.Oktober
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- 00.30 Uhr
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Der Alkohol dezimierte die Gruppe der Wachgebliebenen auf die Hälfte. Wir beginnen zum Zeitvertreib, fünfbuchstabige Wörter aufzusagen.
- 1.37 Uhr
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Heikos Kassette läuft wieder, und unser Bub startet erneut den Versuch, uns für's Singen zu begeistern. Das Ergebnis bleibt dasselbe. Inzwischen haben wir alle Wörter zugelassen und vergnügen uns beim Buchstabenzählen.
- 3.14 Uhr (Pi Uhr)
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Olli, Jochen und Michael sind als einzige noch wach und kommen in den wohl einmaligen Genuß der farbenfrohen und aufregenden Innenwandgestaltung des St.Gotthard-Tunnels, dem siebzehn Kilometer langen, einzigartigen Fusionsergebnis von Mutter Natur und Vater Beton.
- 5.30 Uhr
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Es wird wieder hell. Nicht weil wir über zwei Stunden in dem blöden Tunnel gesteckt haben, sondern weil die Morgendämmerung sanft erbricht. Vereinzelt regt sich was (Da wir nur Jungs waren, bitte nicht mißverstehen). Heiko ist als erster wieder da: "Jetzt geht's ab! Sleep when I'm dead, sleep when I'm dead, sleep when I'm dead!". Wir ignorieren ihn.
- 8.30 Uhr
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Nachdem wir bereits zum fünften Mal Öl nachgefüllt haben, bemerken wir, daß etwas nicht stimmen kann. Wir steuern kurzerhand und langergesicht eine Werkstatt an, wo der Schaden sofort und gerne behoben wird. Außerdem enthüllen wir so ganz nebenbei ein schockierendes Geheimnis: Der Schwager von Herrn Simmer-macher ("My brother-in-law") arbeitet in einer norditalienischen Hinterhofautowerkstatt und ist sehr, sehr fotoscheu. Obwohl er nur der Schwager ist, sieht er ihm verblüffend ähnlich.
- 11.32 Uhr
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Ankomme heute - Hotel Gigliola - Viareggio. Das Wetter ist scheiße, aber der Boden ist trocken. Allgemeines Aufatmen. Wir sind müdwiesau; der Nachmittag dient zum Sammeln von ekelhaft stinkenden Muscheln und Meeresschnecken. Abgehakt. (Auch hier ließen sich durch Hinzufügen oder Ändern einiger Buchstaben lustige Effekte erzielen. Verzichte zum Wohle der Allgemeinheit darauf.)
- 16.Oktober
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Hatten wir jemals mit schlechtem Wetter gerechnet? Die schweißtreibende Hitze stellt uns ab heute Nacht für Nacht vor die Fenster-auf-oder-zu-Entscheidung. Wir entscheiden uns nach reiflichem Überlegen gegen den Erschwitzungstod und lassen frische Luft und noch frischere Mücken rein. Das Frühstück ist Geschmackssache, doch da wir alle nie mehr als zwei winzige Brötchen mit leckerer Marmelade zu uns nehmen, kommen wir voll auf unsere Kosten. Und wem das tatsächlich nicht ausreicht, greift einfach zu am saftigen Knäckebrotbüffet.
- FAHRT NACH FLORENZ
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Unsere Fremdenführerin Violetta (ital.: "die gewaltige" - von engl. "violence") kommt zu spät, doch bei ihr läßt Herr Dalicho das ohne weiteres zu... Er ist halt stark Beindruckt. (Natürlich schreibt man "beeindruckt" mit zwei "e", doch auch Italienerinnen haben ihre Vorzüge.) Wir besichtigen alle, wirklich alle Florentiner Sehenswürdigkeiten und -keitinnen und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Besonders Jochen Körner erliegt dem Charme altflorentinischer Baukunst und den Locken der Natur. Noch auf der Heimfahrt träumt er von einer Schullaufbahn an der ELO und wird von Heiko sanft in den Schlaf gebrüllt. (Übrigens: Der Kunst-LK der ELO war im Oktober 93 auf Abschlußfahrt in Florenz und besteht fast nur aus Mädels.)
- 17.Oktober
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- ABSTECHER NACH PISA
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Nach verzweifelter Suche und mehreren Anfragen an unschuldige Eingeborene, die wir sowieso nicht verstehen, finden wir ihn, den kleinen, schiefen Turm. Der wunderschöne, sich der Umgebung anpassende und Heimatgefühl vermittelnde Bauzaun beschützt uns vor dem Denkmal altertümlicher Architektur. Wegen überhöhter Eintrittspreise können wir leider, leider keine Besichtung der beiden nebengelagerten Gemäuer unternehmen. Unsere Entäuschung äußert sich in der Geschwindigkeit, in der wir uns vom Platz entfernen auf der Suche nach was Eßbarem (ungefähr so wie Kelly und Bud Bundy aus einer hier nicht genannten schrecklich netten Serie). Trotz der wunderbaren Mischung aus uralter Baukunst und ebenso alten Fischen, deren Geruch unsere Nasen erfreut, finden wir in ganz Pisa (wirklich GANZ Pisa) keine Kneipe, deren Öffnungszeit uns nicht in Bedrängnis bringen würde.
- 14.45 Uhr
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Auf der Fahrt durch tiefe Schluchten, entlang schmaler Pfade, blind vertrauend auf Erwin, erreichen wir Vinci, jenen Ort, an dem die Leonardo da Vinci-T-Shirts zu kriegen sind. Überschäumend vor Interesse geben wir uns das Vinci-Museum, wo es viel zum Spielen gibt. Unser Tutor erlebt da vermutlich einen Spielorgasmus (er kommt erst nach dem zweiten Kaffee), und Jochen Mocek ergötzt sich ca. eine Stunde lang an Tauben (keine Spaße mit Behinderten, sondern geduldiges Warten auf geeignetes Fotomotiv). Nach einem wahren Kaufrausch im Souvenirladen fahren wir zurück ins Hotel, ohne uns zu verfahren (nicht ganz einfach, ihr wißt nicht, wo wir waren).
- 18.Oktober
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Auf ins Ungewisse! Wir kommen an einer Marmorschleiferei raus. Was wir da wollen wisse mer net (upps). Um unseren Tutor glücklich zu machen, besichtigen wir Frauen aus Stein und Blut.
CARRARA! Bei Ankunft am ersten Steinloch beschlagen die ersten Scheiben vor Angst (Kondensation von Körperflüssigkeiten). Nachdem wir uns einige Steinhaufen zu Gemüte geführt und Jens und Mike beim Pinkeln besichtigt haben, erweitert sich die nach oben offene Panikskala, als wir auf dem Weg zurück ins Tal einen einspurigen Tunnel passieren. Später dann ist es uns möglich, den zentimeterdicken Schlamm an unseren Schuhen (im Einzelfall auch Stiefeln), zur Freude von Erwin im Bus zu verteilen. Übrigens ist es auch in Italien möglich, nachts nackt im Meer zu baden.
Übrigens ist es nur in Italien möglich, nackt auf dem Balkon zu stehen.
- 19.Oktober
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CINQUETERRE (das schreibt man, wie man es spricht!)
Unsere Reise ins Mittelalter beginnt mit einer Eisenbahnfahrt, sonst hätten wir zu Fuß gehen müssen, weil da gibts nämlich keine Straßen (wer es ohne ha schreibt ist dämlich). Noch wissen wir nicht was wir uns da eingebrockt haben, doch die ca. 700 Treppenstufen lassen erahnen, was uns erwartet.
Nach zwei Stunden gemütlichen Spaziergangs erreichen wir frisch und munter, bis auf Christoph und Busfahrer, Dorf Nr.4. Als Jochen Körner einem Taucher gleichem Geschlechts hinterherpfeift, kommen wir übereinstimmend -PAUSE, Ha,Ha - zur Einsicht, daß er sich offenbar auch überanstrengt hatte (oder etwa nicht?!).
Mike hat Blut geleckt! In einem Anfall von Todeswagnis stürzt er wie vom Blitz getroffen in die Botanik. Eine Gruppe Verwegener folgt ihm, um ihn so vor Schlimmerem zu bewahren. Die schöne Aussicht kaum beachtend erreicht jener halbnackte, verschwitzte Haufen den letzten Ort eine Stunde 15 Minuten 36 Sekunden vor der angegebenen Zeit. Folge: Hitze - 26 Grad -links Meer - rein - schwimmen - warten - warten - warten -der Rest - Christoph tot. (das ging alles so schnell). Diesen Abend haben die Mücken das Glück, durch ein gequältes aber glückliches Gestöhne zum Ziel gelenkt zu werden (Wir bitten, das nicht falsch zu verstehen!!!). Heiko singt.
- 20.Oktober
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LUCCA
Endlich dürfen wir wieder laufen. Die Suche nach der einzigen Sehenswürdigkeit gestaltet sich unfreiwillig zu einer ausgiebigen Stadtbesichti-gung. Zu erwähnen ist noch, daß sämtliche Geschäfte geschlossen sind, als wir uns endlich dem Einfluß unseres sorgenvollen Tutors entziehen können.
Absch(l)ußabend:
Sonnenuntergang am Meer, Lagerfeuer am Strand, im Sand mehrere Flaschen Wein, im Arm eine italienische Schönheit (kleiner Scherz, aber tolle Stimmung); wir ergötzen uns an Heikos Heiserkeit und am umwerfenden Gesang der weingeölten Kehlen von... (wir haben viel Geld von Tutor, Busfahrer und Jochen Körner für diese Pünktchen bekommen). Das anschließend geplante Baden fiel ins Wasser. Die darauf folgende schnelle Evakuierung entwickelt sich zu einem Wettrennen um die ersten Kloplätze (Bitte falsch verstehen; kein Hinterteil hat je die Klobrille berührt).
- 21.Oktober
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- FLORENZ II
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Leise Enttäuschung: Statt auf den Spuren junger Florentinerinnnen wandeln wir auf denen alter Ägypter in irgend so einem Museum, was auf Christoph am Abend möglicherweise auswurffördernd wirkt (Is'er nich süß?). Im Museum erkennen wir zu spät die Strategie der Direktion: Überall, in jeder Etage, in jedem Zimmer liegen Informationszettel. In einem Anfall von Begeisterung entwickeln wir einen Sammlerenthusiasmus, und sind fortan nur noch damit beschäftigt die insgesamt etwa 84-seitige Abhandlung über die Entwicklungsgeschichte so ziemlich aller Völker der Erde zusammenzugei-fern. Auf das dadurch vorgetäuschte rege Interesse fällt die Museumsleitung jedoch leider nicht herein und räumt unsere Treppensitzblockade gewaltsam und kompromißlos. So niedergeschlagen schauen wir uns Florenz einfach nochmal an.
- 19.00 Uhr
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HEIMFAHRT
Zufrieden und erschöpft sinken wir in unsere Sitze, Heiko singt in unsere Sitze. In Baasell verläßt uns Erwin. Aber das Härteste an Pasel ist, man muß über die Grenze zum Pinkeln.
- 22.Oktober
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- 9.30 Uhr
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Wir freuen uns wie die Sau auf den Eber, die Schule zu sehen. Und Heiko, wie war's? "EEEEII SUBBER! Aber warum habt ihr net mitgesunge?"
Zu Risiken und Nebenwirkungen fahren sie mit Erwin und fragen sie uns oder ihren Tutor.
Jochen Mocek,
Michael Mitschke,
Jens Eichler,
Christoph Mayer